EUROPÄISCHER NATURFOTOGRAF DES JAHRES 2025

Die Gesellschaft für Naturfotografie e.V. (GDT) präsentiert die Siegerbilder des Wettbewerbs Europäischer Naturfotograf des Jahres 2025 – Luca Lorenz gewinnt mit seinem Bild Stille Verzweiflung den diesjährigen Wettbewerb.

Gesamtsieger: Luca Lorenz (DE)

Gesamtsieger / Overall winner: Luca Lorenz (DE) | Stille Verzweiflung | Silent despair

STILLE VERZWEIFLUNG

Stille Verzweiflung – nicht nur aus der Perspektive der Maus! Viele Tage lang beobachtete ich aus der Ferne eine Baumhöhle tief in einem deutschen Wald, in der ein Sperlingskauzpaar (Glaucidium passerinum) nistete. Eines Tages verschwand das Weibchen – wahrscheinlich war es von einem Waldkauz oder Habicht getötet worden. Als die Jungen nach etwa einer Woche die Höhle verließen und auf den Ästen hockten, da sie noch nicht fliegen konnten, hatte das Männchen große Mühe, sich alleine um sie zu kümmern. Am Morgen nach ihrer ersten Nacht im Freien fand ich das Männchen, das eine Maus in seinen Krallen hielt. Minutenlang. Eine ungewöhnliche Szene: Es machte keine Anstalten, sie zu fressen, sie war eindeutig für die Jungvögel bestimmt. Immer wieder rief das Männchen nach ihnen, doch es kam keine Antwort. Ich hatte das Gefühl, dass ich die Verzweiflung in seinen suchenden Augen sehen konnte, als ich dieses Bild machte. Die Jungvögel kehrten nie zurück. Wahrscheinlich waren sie in dieser ersten Nacht einem Beutegreifer zum Opfer gefallen. Es war herzzerreißend für mich, diese Situation mit anzusehen.

Nikon Z8, 5.6-6.3/180-600mm, ISO 2500


BIOGRAFIE LUCA LORENZ

Luca Lorenz ist ein 20-jähriger Wildtierfotograf aus dem Norden Berlins. Schon als Kind streifte er mit wachen Augen durch Wälder, Gärten und Wiesen – meist mit Blick nach oben, dorthin, wo die Vögel singen. Heute ist aus dieser frühen Begeisterung für die Natur eine tiefe Leidenschaft geworden: die Wildtierfotografie. Luca hat sich sein Handwerk autodidaktisch mit viel Neugier, Leidenschaft, Ausdauer und Experimentierfreude selbst beigebracht. Er verbrachte unzählige Stunden in der Natur mit der Kamera und entwickelte ein ganz eigenes Gefühl für Bildkomposition, Licht und Perspektiven, völlig frei von klassischen Regeln.

Von klein auf war Luca sehr berührt und fasziniert von der Schönheit der Natur. Oft wünschte er sich, dass alle um ihn herum diese Begeisterung für die kleinen Details mit ihm teilen würden. Manchmal war er enttäuscht, wenn sein Umfeld die Natur nicht mit demselben Staunen erlebte. Bei Spaziergängen hat er seine Familie oft etwas genervt, weil er ständig auf alles hingewiesen hat, was er schön fand – und das war nicht gerade wenig. Mit elf Jahren entdeckte Luca dann die Fotografie als Möglichkeit, anderen zu zeigen, was er in der Natur sieht, fühlt und liebt. Auf minimalistische, abstrakte oder auch malerisch verträumte Art und Weise setzt er die Schönheit der Natur und der Wildtiere in den Fokus. Dabei arbeitet er gerne mit langen Verschlusszeiten, Unter-und Überbelichtungen oder ungewöhnlichen Perspektiven. Die künstlerische Fotografie ermöglicht es ihm, aus dem Moment heraus Emotionen und Stimmungen zu transportieren. Wildtiere in ihrem Verhalten wirklich zu verstehen und ihre Charakteristika zu kennen, ist Luca wichtig und es bedeutet ihm viel, wenn seine Bilder berühren und dazu beitragen, die heimische Tierwelt mit mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung wahrzunehmen. Die Fotografie zukünftig verstärkt zum Schutz der Wildnis und der Artenvielfalt einzusetzen, liegt Luca am Herzen. Seine Bilder wurden in zahlreichen renommierten Wettbewerben ausgezeichnet und finden internationale Beachtung.

www.lucalorenz.de




Kategorie 1: Vögel

Die oft faszinierende Fortpflanzung der Vögel , die Dynamik des Vogelzuges, der oftmals dramatische Kampf um Nahrung, bizarre Formen und prächtige Farben sowie die Eleganz des Fluges sollen in den Bildern dieser Kategorie zum Ausdruck kommen.

Kategorie 2: Säugetiere

Vom Feldhamster bis zum Elefanten, vom Blauwal bis zur Fledermaus – die Welt der Säugetiere ist bunt und facettenreich. Gefragt sind Bilder, die das Wesen dieser Tiere zum Ausdruck bringen, von ihrem Verhalten erzählen oder sie in ihrem natürlichen Lebensraum zeigen.

Kategorie 3: Andere Tiere

Aussehen und Lebensgewohnheiten von Reptilien, Amphibien, Insekten, Spinnen und Weichtieren sind oft spektakulär. Bilder, die den Blick auf den Charakter und die Schönheit dieser Tiere lenken, sind hier gefragt.

Kategorie 4: Pflanzen und Pilze

Diese Kategorie möchte den Blick des Betrachters sowohl auf die Schönheit und Ästhetik von Pflanzen und Pilzen, als auch auf ihre Anpassungen an den Lebensraum lenken. Hier werden Bilder gesucht, die z. B. mit Licht und den Mitteln moderner Bildgestaltung spielen.

Kategorie 5: Landschaften

Von der Kulturlandschaft vor unserer Haustür bis hin zu entlegenen Regionen der Welt, vom Detail bis zu großen Übersichten der Lebensräume, von Wetterphänomenen bis zu der gestaltenden Kraft von Wind und Wasser reichen die Themen dieser Rubrik.

Kategorie 6: Unterwasserwelt

Der blaue Planet – 71% seiner Oberfläche sind von Wasser bedeckt. Meere, Flüsse und Seen beherbergen eine unendliche Fülle von Leben. Diese Kategorie gibt uns einen Einblick in eine verborgene Welt, mit ihren Tieren, Pflanzen und Lebensräumen, im Süß- wie im Salzwasser.

Kategorie 7: Mensch und Natur

Der Mensch greift auf vielfältige Weise in die Natur ein. Bildbeispiele für solche Eingriffe sind das Thema dieser Kategorie. Fotografien, die aufrütteln, nachdenklich stimmen, überraschen oder einfach nur zum Schmunzeln anregen.

Kategorie 8: Atelier Natur

In diese Kategorie gehören Bilder, die sich mit Farben und Formen der Natur über das rein Gegenständliche hinaus beschäftigen. Hier kann der Fotograf seine Sichtweise, sein ästhetisches Empfinden und seine fotografische Experimentierfreudigkeit zum Ausdruck bringen.

Kategorie: Jugend bis 14 Jahre

In dieser Kategorie werden Jugendliche in den Altersklassen bis 14 Jahre und 15 bis 17 Jahre eingeladen, ihre besten fünf Naturfotos thematisch ungebunden einzureichen (sie brauchen sich NICHT an die vorgegebenen Kategorien zu halten).

Kategorie: Jugend 15 - 17 Jahre

Kategorie: Fritz Pölking Preis und Fritz Pölking Jugendpreis

Der Fritz Pölking Preis ist ein Sonderpreis des Wettbewerbs und wird seit siebzehn Jahren zu Ehren des 2007 verstorbenen Fritz Pölking von der Gesellschaft für Naturfotografie (GDT) gemeinsam mit dem Tecklenborg-Verlag ausgeschrieben. Er wird jährlich für ein herausragendes fotografisches Werk vergeben.

zum Fritz Pölking Preis

Kategorie: Rewilding Europe Award

Dieser Preis wurde von der GDT in Kooperation mit Rewilding Europe ausgeschrieben, um herausragende Leistungen in der Fotografie mit dem Schwerpunkt Rewilding zu würdigen. Hier geht es darum, der Natur in von Menschen geprägten Regionen Zeit und Raum zu geben, sich selbst wiederherzustellen.

ZUM REWILDING EUROPE AWARD

Geleitwort - Europäischer Naturfotograf des Jahres 2025

von Sabine Riewenherm

„Überwältigend!“ Mit nur einem einzigen Begriff lässt sich der diesjährige Wettbewerb Europäischer Naturfotograf des Jahres (ENJ) überschreiben. Überwältigend ist nicht nur die Vielzahl der Teilnehmenden, sondern auch die Vielfalt an beeindruckenden Fotografien.

Insgesamt 1120 Fotograf*innen aus 48 Ländern haben mehr als 24.500 Bilder eingereicht. Rund 5.000 Bilder haben es in die engere Auswahl der hochkarätig besetzten Jury geschafft. Das spricht für die Arbeit der Gesellschaft für Naturfotografie. Und es spricht dafür, dass die Leitlinien der GDT Anerkennung finden und dafür, dass eine Auszeichnung durch die GDT einer Vielzahl von Naturfotograf*innen sehr viel bedeutet!

Überwältigend ist auch wieder die Qualität der eingereichten und schließlich ausgezeichneten Bilder – sowohl für den Wettbewerb Europäischer Naturfotograf als auch zu den weiteren Auszeichnungen, die die GDT jährlich vergibt! Ein unpolitisches, schönes und ruhiges Bild, so formuliert es auch die GDT, hat die Jury am meisten beeindruckt: Stille Verzweiflung hat Luca Lorenz sein Bild genannt, mit dem er sich als Europäischer Naturfotograf des Jahres 2025 hervorgetan hat. Die Dramatik des Augenblicks ist dabei förmlich zu spüren: eine nächtlich-düstere Szenerie, im Fokus ein Sperlingskauz, eine Maus, dem Tod geweiht, in seinen Krallen. Was wir Betrachter nicht wissen, deutet Luca Lorenz mit dem Titel an: Denn nicht nur die Maus, auch der Sperlingskauz hat ein schweres Schicksal zu ertragen – den Verlust seiner Partnerin und seiner Jungen, für die die Maus doch eigentlich bestimmt war. So wie Luca Lorenz, ein 20-jähriger-Fotograf aus dem Norden Berlins, sein Sieger-Bild und sein Erleben beim Fotografieren beschreibt, so natürlich und empathisch wirken auch seine Bilder.

Aus völlig unterschiedlichen Perspektiven, ganz nah dran oder aus großer Distanz, beleuchten die Gewinner des Fritz Pölking Preises und des Fritz Pölking Jugendpreises den Verlust und die Verletzlichkeit von Arten und Lebensräumen: Der Spanier Javier Aznar, ein bekanntes Gesicht bei den jährlichen Wettbewerben der GDT, widmet sich der Klapperschlange und ihrer ambivalenten Geschichte zwischen Verehrung und Verfolgung und zeigt in seiner Serie ganz eindrücklich ihre Schönheit und Erhabenheit, ihre Verletzlichkeit und auch die vielfältigen Begegnungsmöglichkeiten von Mensch und Tier. Ganz anders die Fotografien von Tobias Gjerde, einem jungen Norweger, der sich der Einsamkeit der nordischen Wildnis verschrieben hat. Der von ihm gewählte Projekttitel Norwegischer Winter umschreibt seine Serie absolut treffend: So tauchen Rentiere, Füchse oder Papageientaucher als wilde Farbtupfer in frostig-kühlen Winterlandschaften auf und bringen Leben in das allemal nicht eintönige Winter-Weiß.

Den Fotografinnen und Fotografen, die sich den kritischen Blicken der ENJ-Jury gestellt haben, und deren Bilder wir in diesem Katalog bewundern dürfen, geht es um einen sorgsamen Umgang mit der Natur, um Begegnungen auf Augenhöhe im wahrsten Sinne des Wortes. Es geht ihnen darum, Emotionen zu wecken, im positiven wie im negativen Sinne, und so die Betrachter*innen für Arten, Lebensräume und deren Beziehungen untereinander zu interessieren und zugleich auch für den Naturschutz zu sensibilisieren. Und genau das verbindet uns – das Bundesamt für Naturschutz, die GDT und all die Fotografinnen und Fotografen, die sich an diesem Wettbewerb beteiligt haben.


Sabine Riewenherm
Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz
Schirmherrin des Wettbewerbs

Kommentar der Jury

>>> zur Jury

von Bruno D’Amicis (für die Jury)

Im Laufe der Jahre ist es immer schwieriger geworden, Naturfotowettbewerbe zu jurieren, und an diesen teilzunehmen, hat in jüngerer Vergangenheit massiv an Popularität gewonnen. Hunderttausende von Fotografen weltweit haben Zugang zu zahllosen fantastischen Locations und modernster Technologie, was es ihnen ermöglicht, wirklich großartige Bilder zu machen. Es gibt immer mehr schöne und sensationelle Aufnahmen, und die Messlatte liegt höher denn je. Gleichzeitig hat die zunehmende Beliebtheit für bestimmte Motive, Themen oder Techniken sehr häufig zu Nachahmungen geführt, und die starken, individuellen Stimmen können in einer Welt von Fotos, die „alle gleich“ aussehen, untergehen.

Und so stand die Jury der 25. Ausgabe des Wettbewerbs Europäischer Naturfotograf des Jahres vor einer besonders schwierigen Aufgabe. Die Jurymitglieder Bruno D'Amicis, Aaron Gekoski, Serena Ho, Rosamund Kidman Cox und Agorastos Papatsanis mussten aus 25.000 Aufnahmen 90 Bilder auswählen. In dieser riesigen Menge unglaublich guter Fotografien suchte die Jury nach neuartigen Themen und überraschenden Sichtweisen – nach Bildern, bei denen fotografisches Können mit fesselnden Inhalten und möglicherweise aktuellen Themen kombiniert wurde. Dieses Ziel spiegelt sich auch in den Entscheidungen für die jeweiligen Kategoriesieger wider. Besonderer Wert wurde dabei auf Bilder gelegt, die eine starke Botschaft mit klaren fotografischen Absichten vermitteln. Unserer Meinung nach heben diese fantastischen Bilder sowohl die fragilen Wunder der Natur hervor als auch die Auswirkungen der schwierigen Zeiten, in denen wir leben, und können so zu einer tieferen Reflexion beim Betrachter anregen.

Doch bei der Wahl des Gesamtsiegers hat uns eine ganz andere Art von Aufnahme überzeugt. Während unserer langen Reise durch Lichter und Farben, Drama und Action, zog ein ruhiges, fast zurückhaltendes Bild unsere Aufmerksamkeit auf sich. Und so fanden wir uns aus dem Chaos der Welt herauskatapultiert, direkt in die balsamische Luft eines Fichtenwaldes. Der Fotograf gewährte uns einen Einblick in das verborgene Leben einer stillen, unauffälligen Kreatur – eines Tieres, das nur denen Nähe gewährt, die über die erforderliche Geduld und den nötigen Respekt verfügen.

Auf dem Siegerbild hält Europas kleinster Eulenvogel eine noch lebende Wühlmaus in seinen Krallen. Der männliche Sperlingskauz hatte kürzlich seine Partnerin verloren und will seinen Jungen eine Mahlzeit bringen. Licht strahlt in den Augen sowohl der Eule als auch der Beute. Es fühlt sich an, als würde man durch dichte Vegetation in eine zutiefst intime Situation blicken. Hier entfaltet sich ein Drama im Miniaturformat in einer intimen, monochromen Anmutung im schönsten Renaissance-Licht. Es ist eine zeitlose Geschichte von Tod und Überleben, erzählt ohne Brutalität oder Blut, ohne Gewinner oder Verlierer, ohne Moral. Eine nuancierte, sanfte Erinnerung daran, dass es in der Natur kein Böse gibt. Und wenn es doch auftaucht, dann kommt es von uns.

Herzlichen Glückwunsch zum 25-jährigen Jubiläum des Wettbewerbs Europäischer Naturfotograf des Jahres und lang lebe die authentische Naturfotografie!

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