Javier Aznar ist ein spanischer Berufsfotograf, der sich auf naturkundliche Storys und den Schutz von Wildtieren und ihre Beziehung zum Menschen konzentriert. Mit seinem biologischen Hintergrund möchte er mit seinen Bildern einen persönlichen Blick auf die Natur in ihrer wildesten und faszinierendsten Form bieten. Er ist davon überzeugt, dass die Kraft der Fotografie dazu beitragen kann, den Planeten und die Tiere und Pflanzen, die auf ihm leben, zu erhalten. Javier hofft, mit seinen Bildern die Öffentlichkeit auf die dringende Notwendigkeit des Schutzes von Wildtieren aufmerksam zu machen.
Javier Aznar ist Associate Fellow der iLCP und Mitglied von The Photo Society. Er ist außerdem Fotograf für National Geographic und seine Arbeiten wurden in internationalen Zeitschriften wie GEO, Smithsonian Magazine, Ranger Rick und BBC Wildlife veröffentlicht. Javier ist Sony Imaging-Botschafter.
Klapperschlangen wurden als Symbole der Erneuerung verehrt und als Abgesandte der Unterwelt geschmäht. Gejagt und in die dunklen Ecken unserer Vorstellungskraft getrieben, rufen sie eine Mischung aus Faszination und Schrecken hervor. Können unsere Ängste und Vorbehalte ausgeräumt werden, bevor diese ikonischen Kreaturen des amerikanischen Westens aus ihren Lebensräumen verschwinden? Diese Geschichte erforscht die komplexe Beziehung des Menschen zu Klapperschlangen, insbesondere im amerikanischen Westen. Im Laufe der Geschichte haben Klapperschlangen stets eine wichtige Rolle gespielt. Die Hopi im Südwesten sahen sie als Boten der lebensspendenden Geister, während die Azteken und Maya sie mit Regen und Pflanzzeiten in Verbindung brachten. Die frühen europäischen Kolonisten bewunderten ihre Stärke und Virilität, und die Klapperschlange wurde zu einem Symbol des amerikanischen Patriotismus, insbesondere auf der Flagge von Gadsden, Alabama, die das Motto trägt „Don't Tread on Me“ (Tritt nicht auf mich!).
Trotz ihrer kulturellen Bedeutung sind Klapperschlangen intensiver Verfolgung ausgesetzt. In der Vergangenheit setzten amerikanische Gemeinden Kopfgelder für tote Klapperschlangen aus, und jährlich wurden Tausende von ihnen im Namen der Risikominimierung getötet. Das 1958 ins Leben gerufene Sweetwater Rattlesnake Roundup zieht auch heute noch Tausende von Besuchern an, was der Gemeinde Einnahmen sichert. Schlangenjäger sammeln dabei Klapperschlangen wegen ihrer Häute, ihres Giftes und ihres Fleisches, wobei sie brutale Methoden wie Enthauptung und unprofessionelle Giftentnahme anwenden. Im Gegensatz dazu haben sich einige Roundups, wie das in Morris Township, Pennsylvania, auf die Aufklärung verlagert. Bei diesen Veranstaltungen wird die ökologische Rolle der Klapperschlangen hervorgehoben und den Besuchern die Möglichkeit gegeben, mit ihnen in Kontakt zu treten. Die meisten gefangenen Schlangen werden anschließend wieder in die Wildnis entlassen.
Diese Geschichte wirft ethische Bedenken gegen die traditionellen Schlangenjagden auf und unterstreicht die Bedeutung der Klapperschlangen für die Regulierung von Nagetierpopulationen und ihren Beitrag zur Artenvielfalt. Das Gift dieser Tiere ist auch medizinisch wertvoll und wird bei Krebsbehandlungen, in Blutdruckmitteln und als Gegengift eingesetzt. Naturschützer bemühen sich intensiv um den Schutz der Klapperschlangenpopulationen, doch eine Änderung der öffentlichen Wahrnehmung ist nach wie vor schwierig, da Angst und Fehlinformationen fortbestehen. Meine Story ruft zu einem Perspektivwechsel auf und fordert Respekt und Schutz für diese missverstandenen Kreaturen, bevor sie aus der amerikanischen Landschaft verschwinden.
Vor dem sicheren Tod bewahrt
Wenn es kühl ist, sonnen sich Klapperschlangen gerne auf dem warmen Asphalt der Straßen. Als wechselwarme Tiere sind sie gezwungen, ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten, unter anderem, um der Nahrungssuche nachgehen zu können. Diese Nördliche Schwarzschwanz-Klapperschlange (Crotalus molossus) wurde von einem Autofahrer, der befürchtete, dass sie überfahren werden könnte, an den Straßenrand gesetzt. Der Straßenverkehr stellt eine große Gefahr für die Schlangen dar, wenn sie sich auf dem warmen Belag sonnen oder die Straße, die ihr Revier durchschneidet, überqueren müssen. Klapperschlangen spielen eine wichtige Rolle in Ökosystemen, indem sie Nagetierpopulationen kontrollieren und so zum Gleichgewicht in der Natur beitragen. Ihr Gift ist außerdem eine wichtige Ressource für die Medizin. Trotz ihres gefürchteten Rufs sind diese faszinierenden Kreaturen für die biologische Vielfalt unverzichtbar.
Auf Stein verewigt
Klapperschlangen wurden in früheren Zeiten von vielen Volksstämmen verehrt. Diese Klapperschlangen-Petroglyphe befindet sich in der Painted Rock Petroglyph Site im Maricopa County in Arizona. Auf 428 Felsblöcke verteilt, kann man dort über 3.800 Felszeichnungen besichtigen, die vor rund 1.400 Jahren vom Volksstamm der Hohokam geschaffen wurden.
Leben am Rande der Gefahr
Diese Tiger-Klapperschlange (Crotalus tigris) fand ich an einem Hang in den Ausläufern der Catalina Mountains oberhalb von Tucson, Arizona. Das hügelige Gebiet wird von zahlreichen Straßen durchschnitten, an deren Böschungen Wildtiere ideale Lebensbedingungen vorfinden. Doch der nahe Straßenverkehr stellt für viele von ihnen eine tödliche Gefahr dar.
Museen als Quelle des Wissens
Dr. Brad Hollingsworth, Kurator für Herpetologie am San Diego Museum of Natural History, präsentiert die Klapperschlangen-Sammlung. Diese wurde in den 1920er Jahren von dem Pionier und Herpetologen Lawrence Klauber angelegt. Heute werden längst nicht mehr so viel Schlangen für wissenschaftliche Zwecke getötet, doch historische Sammlungen wie diese liefern noch immer wertvolle Daten für die Modellierung von Populationstrends und andere Studien. Anhand alter Präparate werden heute noch neue Arten entdeckt: 2020 wurde eine neue Art der mexikanischen Klapperschlange anhand von Exemplaren aus den 1930er Jahren beschrieben.
Todeszelle
Neugierige Kinder beobachten beim Sweetwater Jaycee's Rattlesnake Round-Up, wie Hunderte von Texas-Klapperschlangen (Crotalus atrox) in einer Grube aufgehäuft werden. Die meisten Schlangen werden später enthauptet, andere erliegen schon vorher dem Erstickungstod. Der 1958 ins Leben gerufene Sweetwater Jaycee's World's Largest Rattlesnake Round-Up wird jährlich im Nolan County Coliseum im Newman Park in Sweetwater, Texas, veranstaltet. Dabei werden Hunderte von Schlangen in freier Wildbahn gefangen und an den Round-Up verkauft. Nachdem sie vermessen wurden, ihr Geschlecht bestimmt und ihr Gift entnommen wurde, werden sie wegen ihrer Häute getötet, die zusammen mit dem Fleisch und bestimmten Organen verkauft werden.
Das bittere Ende
Eine junge Freiwillige, Kaydence Matschek, häutet eine Texas-Klapperschlange (Crotalus atrox) während des Rattlesnake Roundup 2020 im Nolan County Coliseum in Sweetwater, Texas. Nachdem die Schlangen mit einer Machete geköpft wurden, werden sie von einigen Freiwilligen und Besuchern, die für diese Tätigkeit Geld bezahlen, gehäutet. Überall ist Blut und ein schrecklicher Geruch schwängert die Luft – ein wahres Horrorszenario.
Aufklärung für den Artenschutz
Stacy Foster zeigt Besuchern eine Wald-Klapperschlange (Crotalus horridus) während eines Rattlesnake Roundups, das von der Township Fire Company in Morris, Pennsylvania, organisiert wird. Zu dieser Veranstaltung gehören ein Flohmarkt, ein Softball-Turnier und viele weitere Aktivitäten. Jedes Jahr im Juni können Menschen mit einer Fanggenehmigung eine Klapperschlange zu einem Wettbewerb mitbringen, bei dem die größte und die schwerste Schlange ermittelt und die Fänger mit einer Trophäe gewürdigt werden. In den 60er und frühen 70er Jahren wurden die Schlangen bei diesem Round Up noch getötet und verzehrt. Heute ist es eher eine Bildungsveranstaltung, bei der die Organisatoren über Schlangen und ihre Bedeutung sprechen und sie den Besuchern aus nächster Nähe zeigen, damit diese sie anfassen können. Anschließend werden die meisten Schlangen wieder dorthin zurückgebracht, wo sie eingefangen wurden, wobei es den Fängern überlassen bleibt, ob sie das Tier töten oder wieder in die Freiheit entlassen. Solange eine Person im Besitz einer gültigen Fanggenehmigung ist, kann sie über eine Schlange verfügen, wenn diese bestimmte Kriterien erfüllt. Die Genehmigung erlaubt es, Wald-Klapperschlangen zu fangen, zu töten oder zu besitzen, die eine gewisse Mindestgröße haben und 21 oder mehr subkaudale Schuppen auf ihrer Bauchseite aufweisen.
Eine einzigartige Sammlung
Kyle Vargas präsentiert eine Gebänderte Felsenklapperschlange (Crotalus lepidus klauberi) aus seiner Privatsammlung. Seine Leidenschaft für diese Tierart wurde im Alter von 15 Jahren geweckt, als er im Westen von Texas auf ein einzigartig gemustertes Exemplar stieß. Heute, mit fast zwei Jahrzehnten Erfahrung, ist Kyle einer der wenigen Menschen, die diese Art erfolgreich in Gefangenschaft züchten können.
Die Gebänderte Felsenklapperschlange ist im trockenen Hochland der südlichen Vereinigten Staaten und Mexikos beheimatet, in Höhenlagen von bis zu 3.000 Metern. Sie ernährt sich von Eidechsen, Vögeln, wirbellosen Tieren und kleinen Säugetieren. Obwohl sie in ihrem Verbreitungsgebiet noch relativ häufig vorkommt, ist sie durch den Verlust ihres Lebensraums und den Handel mit Wildfängen zunehmend bedroht.
Heute umfasst Kyles Sammlung rund 400 Schlangen, die 20 Arten repräsentieren. Im Gegensatz zu vielen anderen privaten Sammlern hält er sie in artgerecht gestalteten Vivarien, die mit Erde, Holz und Pflanzen aus den ursprünglichen Lebensräumen ausgestattet sind. Er sammelt zwar legal Schlangen in freier Wildbahn, achtet dabei aber darauf, die Fanggebiete zu wechseln, um die ökologischen Auswirkungen zu minimieren. Es ist ein heikler Balanceakt zwischen Sammelleidenschaft und Artenschutz. Die Haltung von Klapperschlangen ist in einigen US-Bundesstaaten nach wie vor verboten und die Smithsonian Institution schätzt den Reptilienhandel als ein Problem für den Schutz von Arten wie diesen ein.
Heilendes Gift
Im MToxins Venom Laboratory in Wisconsin entnimmt Nathaniel Frank einer Diamantklapperschlange (Crotalus adamanteus) Gift. Nathaniel, der Gründer und Eigentümer von MToxins, ist Experte für die Giftextraktion und hat maßgeblich zur Herstellung von Gegengiften und zur Giftforschung beigetragen. Das extrahierte Schlangengift wird weltweit für die medizinische Forschung eingesetzt und trägt zum besseren Verständnis und zur Behandlung verschiedener Krankheiten bei.
Die berühmte Klapper
Ihren Namen haben diese Schlangen wegen der charakteristischen Klapper am Ende ihres Schwanzes. Diese besteht aus hohlen, ineinander greifenden Segmenten aus Keratin, dem gleichen Material, aus dem auch unsere Fingernägel und Haare bestehen. Wenn eine Klapperschlange mit ihrem Schwanz vibriert, stoßen die losen Segmente zusammen und erzeugen das charakteristische Rasselgeräusch, das als Warnsignal für potenzielle Feinde dient. Die Hohlkammern im Inneren verstärken das Geräusch. Bei jeder Häutung wird ein neues Segment in das vorherige eingefügt, so dass die Klapper ständig weiter wächst. Bemerkenswerterweise können sich die Schwanzmuskeln einer Klapperschlange bis zu hundert Mal pro Sekunde kontrahieren, wodurch das intensive Rasseln entsteht.