Über Bildsprache und Bildästhetik in der GDT

VON FLORIAN NESSLER 3 KOMMENTARE 06.10.2017
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Gepard jagt einen Impala-Bock nach Sonnenuntergang Foto: Uwe Skrzypczak

Ein Beitrag über die Bildsprache und Bildästhetik in der GDT von Winfried Wisniewski

Wenn ich wieder einmal einem vielversprechenden Nachwuchs-Naturfotografen (der durchaus auch älter sein kann) den Rat gebe, doch der GDT beizutreten, bekomme ich oft zur Antwort: „Ne lass’ mal. In die GDT dürfen ja doch nur Leute, die fotografieren wie Sandra Bartocha oder Klaus Tamm.“ Und „Das kann ich nicht“ oder „Das will ich nicht“ wird dann noch hinterher geschoben.

Offenbar sind Bildsprache und Bildästhetik dieser Naturfotografen geprägt von eigenen Vorlieben und mangelnder Wertschätzung für Bilder, die in Fotowettbewerben erfolgreich sind, wenn sie nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen. Was manifestiert sich eigentlich in den Aussagen dieser Kollegen? Ich betreibe Naturfotografie seit rund 50 Jahren. Auf dem Hintergrund der Entwicklung dieser Sparte der Fotografie über einen so langen Zeitraum will ich versuchen herauszufinden, wo wir „mit unserer Fotografie in der GDT eigentlich heute stehen“. Viele Thesen zum Thema sind der Einleitung meines in diesem Frühjahr erschienenen Buches „Der richtige Augenblick“ entnommen.

Vor und noch lange Zeit nach der Mitte des vorigen Jahrhunderts bestand Naturfotografie in der Anfertigung von „Natururkunden“. (Nach meiner Erinnerung wurde das genau unter diesem Begriff sogar mal in der Satzung der GDT postuliert.) Die Merkmale guter Natururkunden waren: scharf, bildfüllend, authentisch und später auch naturschutzgerecht. (Fritz Pölkings veröffentlichte Leitlinie lautete: „Wenn Du es schon nicht schön machen kannst, mach es wenigstens schön groß!“) Die Zahl der Menschen, die solche Naturfotos machen konnten, war klein. Es waren fast immer Leute, die von der Naturbeobachtung und/oder von der Biologie her kamen (darunter etliche Wissenschaftler) oder sogar ehemalige Jäger. Irgendwann hatten sie das Fernglas oder die Flinte mit der Kamera getauscht und Tierfotos gemacht, also nach Möglichkeit scharf und bildfüllend fotografiert.

Bis Hannu Hautala kam. Er fotografierte in den 1970er- und 1980er-Jahren Tiere nicht bildfüllend, sondern „in der Landschaft“. Da die von ihm abgelichteten Tiere manchmal sehr klein waren, wurde er von vielen verlacht. Doch mit der Einführung bildästhetischer Kriterien war er auf lange Sicht erfolgreich. Irgendwann fotografierten dann viele Leute „wie Hannu Hautala“. (Viele fotografierten auch nur kleine Tiere in völlig nichtssagendem Gestrüpp, weil ihre Brennweite nicht hinreichte.) Hannu Hautala jedenfalls gelang es, die von vielen dann als „skandinavische Tierfotografie“ bezeichnete Linie zu etablieren (wenngleich Hannu Hautala aus Finnland stammt und damit streng genommen gar nicht aus Skandinavien). Der Schwede Victor Hasselblad war ihm eigentlich schon vorausgegangen, fand aber mit seinen Bildern in der Naturfotografie wenig Beachtung.

Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts bedienten sich einige Tierfotografen im Rahmen der noch vorherrschenden „klassischen“ Tierfotografie vorsichtig einiger kreativer Elemente wie der Wischer- oder Mitziehtechnik oder der Verfremdung durch Betätigung des Zooms im Moment der Aufnahme, Verfahren, die aus der Sportfotografie in die Naturfotografie hinüberschwappten. Auch die so entstandenen Fotos wurden von der Mehrheit abgelehnt und als „Schund“ oder gar als „Vergewaltigung der Kreatur“ bezeichnet. Aber auch diese Bilder setzten sich durch, und irgendwann machten fast alle Wischerfotos, sehr häufig die ehemaligen Lästerer vorneweg. Für mich war nicht weiter verwunderlich, dass bei nicht wenigen nun Unschärfe als Gütekriterium galt. Wenn ein Foto unscharf war und absolut nichts taugte und bei Wettbebewerben und Aufnahmeverfahren abgelehnt wurde, hörte man den Autor, der sich dadurch selbst noch mehr disqualifizierte, beleidigt jammern: „Aber wieso, ist doch ein Wischerfoto.“

Fotografiert wurde schon immer. Doch seit es mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie in jedem Haushalt mehr Kameras als Fernsehgeräte gibt und es möglich ist, sogar mit dem Handy oder dem tragbaren Computer zu fotografieren, ist die Zahl der Fotografierenden und der von ihnen produzierten Bilder geradezu explodiert. Die Aufnahmegeräte werden überall hingehalten, und in allen Lebenslagen Selfies zu machen, ist ein ganz neuer Sport. Das hat die Fotografie leider lediglich quantitativ erweitert. Seit jedoch digitale Spiegelreflexkameras zu Statussymbolen geworden sind, ist auch die Zahl der „ernsthaften“ Fotografen sprunghaft gestiegen. Eine Flut von richtig guten Bildern ist die Folge.

Wer weitergehende fotografische Ambitionen hat, wird sich irgendwann für eine Sparte der Fotografie entscheiden. Was viele vielleicht aufregend oder interessant fänden, kommt für fast alle nicht infrage: Kriegsfotografie, Sportfotografie, Wissenschaftsfotografie. Wenn diese neuen Fotografen sich im Internet und dort in den zahlreichen Fotoforen danach umsehen, was man fotografieren könnte, geraten sie schnell an die Naturfotografie. Das ist eine Sparte gleichsam ohne Einschränkungen, denn sie ist immer und überall möglich, bedarf keines hohen zeitlichen und finanziellen Aufwandes, verlangt keine besondere Ausbildung und ist außerdem spannend. Sie stellen fest, dass im Internet auf dem Gebiet der Naturfotografie Ergebnisse von höchstem Niveau präsentiert werden. Und sie stellen auch fest, dass die Naturfotografie eine Wandlung vollzogen und mit der klassischen Natururkunde meist nicht mehr viel zu tun hat.

Bild 1 bis 5*:  „Evolution“ der Sterntaucherfotografie von 1968 bis 2016 

*Bild 5 – Fotograf: Klaus Tamm 

Der Grund dafür ist, dass die neuen Naturfotografen nicht mehr als Naturbeobachter oder -nutzer, also von der „biologischen“ Seite kommen, sondern überwiegend – und manchmal ausschließlich – an der fotografischen Seite der Naturfotografie interessiert sind. Das schlägt sich nieder. Die Ergebnisse sind deutlich besser geworden. Durchkomponierte, kreative Bilder haben das lange gültige Naturdokument – scharf und formatfüllend als Kriterien – abgelöst. Es hat eine „Ästhetisierung“ der Naturfotografie stattgefunden. Bilder unterschiedlicher Abstraktionsgrade, Bilder, die völlig neue Sichtweisen zeigen, in denen Aufbau, Farbgebung und Lichtbewältigung die überragende Rolle spielen, sind heute Zeugnis für die Entwicklung der Naturfotografie. Die Ergebnisse unserer Naturfotowettbewerbe spiegeln diese Entwicklung wider. Hingegen spielen Naturinhalte, also biologische Inhalte, nur noch eine untergeordnete Rolle. Wenn man so will, hat diese „Ästhetisierung“ die Naturfotografie von dem Zwang befreit, etwas dokumentieren zu müssen und die insgesamt einen großen Schritt nach vorn machen lassen. Diese Entwicklung war wichtig. Ich begrüße sie ausdrücklich.

Die Folge war aber auch ein starker Anstieg von Bildern mit ziemlich „abgedrehten“ Motiven. Da werden Baumreihen oder Wälder fotografiert, und während der Aufnahme wird die Kamera gedreht oder es wird mit dem Fuß vor das Stativ gestoßen – sofern überhaupt eines benutzt wird. Die Strukturen, die wir dann sehen, können durchaus reizvoll sein, ja sogar fantastisch. Mir haben viele dieser Bilder zunächst gefallen. Sie waren noch „ungesehen“ und zeigten interessante Ansichten von Natur. Sie haben oft mit dem fotografierten Objekt aber nicht mehr viel gemein. Während Fotografen früher Blendenflecke (lens flares) oder Linsenreflexionen gefürchtet haben wie der Teufel das Weihwasser, werden sie heute künstlich produziert, besonders im Bildhintergrund. Es werden sogar bewusst minderwertige Objektive eingesetzt, die solche Artefakte schaffen. Der Gipfel: Es gibt Fotografen, die die aus vielen Halbkugeln bestehenden Aluverpackungen einer bekannten Haselnusspraline benutzen, um eine Unzahl „Flares“ in den Hintergrund von Makroaufnahmen zu zaubern. Ich nenne diese Art der Naturfotografie „Effektfotografie“. Die so entstandenen Bilder erfuhren bei vielen hohe Wertschätzung, die allerdings im Augenblick stark zurückgeht. Ich jedenfalls habe von vielen dieser Effekte mittlerweile genug gesehen.

Das nur am Rande. Es bleibt ein anderes Unbehagen. In den Ergebnislisten großer Fotowettbewerbe und in einigen Fotofachzeitschriften dominieren die Bilder, die hier als Beispiel für „Ästhetisierte Naturfotografie“ bezeichnet werden. Bilder, die biologische Inhalte zeigen, sich aber eher schlichter Stilelemente bedienen, werden heute selten ausgezeichnet. „Actionfotos“ z. B. zeigen uns Einzelheiten, die sich dem menschlichen Auge nicht erschließen. Sie liefern „… die meisten Neuigkeiten, die wir Fotografen den Menschen mitteilen können“ (Georg Rüppell, Vorwort in Wisniewski. W. : Der richtige Augenblick). Diese Fotos sind daher wichtig. Sie sind im Prinzip gleichberechtigt gegenüber den „ästethisierten Naturfotos“. In einer Kolumne in der Zeitung »forum naturfotografie« (Ausg. 3, 2016) beschreibt Markus Botzek den Sachverhalt so: „Früher erreichte die Naturfotografie ein weniger breites Publikum, da sie sich dem Kreativen verweigerte. Heute erzielt die Naturfotografie … keine Wirkung mit tatsächlicher Tiefe, weil sie die Abbildung und die Wissensvermittlung zusehends an den Rand drängt … Ganz ohne Wirklichkeit aber ist die Naturfotografie reiner Tand.“ Anders ausgedrückt: „Es wird Zeit, dass wieder einmal ein „Actionfoto“ von der Art wie das hier abgedruckte Beispiel einer Gepardenjagd oder von einem Beute schlagenden Wanderfalke oder ein ähnliches Bild einen Fotowettbewerb der GDT gewinnt!“ Ich hätte nichts dagegen. Man muss allerdings wissen, dass dazu eine entsprechende Besetzung der Jury Voraussetzung ist.

In diesem Sinne

Winfried Wisniewski



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3 KOMMENTARE

Frans Vosmeer 13.10.2017 (12:15 Uhr)

In September hat Hannu Hautala seine Bilder in den Informationszentren des Pallas-Yllästunturi Kansallispuisto in Äkäslompolo, Pallas und Enontekiö ausgestellt. Es wurden Bilder gezeigt aus den sechziger Jahren bis 2014. Auffallend ist, dass es dabei ausschlisslich um analoge Fotografien handelte, aus meiner Sicht ästhetisch und fotografisch geniale Bilder. Er bezeichnet sich selber als „Waldmensch“ und war/ist immer längere Zeit, bei teils sehr garstigen Wetterverhältnissen unterwegs, welches die Stromversorgung der Kameras arg strapazieren würde.

Georg Popp 12.10.2017 (11:45 Uhr)

Lieber Winnie!
Stimmt durchaus so Einiges in deinem Blog-Eintrag, daher hier nur Einwände, wo es mir angebracht erscheint.
Viele der (erfolgreichen) "ästhetisierten" Naturfotos sind auch deshalb erfolgreich, weil sie den Betrachter auf einer emotionalen Ebene ansprechen und auch dabei etwas über das Motiv aussagen. (Ob sie dies tatsächlich tun, ist z.B. eine Frage die zumindest ich mir zu stellen versuche, wenn ich die Ehre habe ein Jury-Mitglied zu sein oder einfach Bilder ansehe - zu deinen Anmerkungen betreffend Effektfotografie stimme ich zu 100% zu) Parameter wie „perfekte Schärfe“, „groß im Bild“, „‘richtig‘ belichtet“ gelten in der „ästhetisierenden Fotografie“ nicht mehr. Das macht es für viele von uns (auch für mich!) so schwer, darin die guten von den Klischees, die innovativen von den Nachmachern – den „Effekt Haschern“ - herauszufiltern. Das Gute ist, wie von dir richtig beschrieben, dass die reine Effektfotografie schnell langweilig wird und kurzlebig ist. Das regelt sich mitunter von alleine, wenngleich es viele Bilder dennoch aus der „Effekt-Kategorie“ in Wettbewerbe schaffen. Wettbewerbe sind halt auch nicht das Maß aller Dinge. Aber diese emotionale Ebene ist dennoch etwas, das viele dokumentarische Tierfotos oft nicht haben bzw. etwas, das es so früher eher nicht gab.
In der Zeit, in der ich mich begann für Naturfotografie zu interessieren (Anfang 1990er) waren die "Jäger mit Kamera" klar marktbeherrschend. Vielen (meist männlichen) - keineswegs allen! - Wildtier-Fotografen ging es dabei (unterstelle ich jetzt einmal) darum, ihre perfekte Technik, den Umgang mit ihren langen Brennweiten zu demonstrieren. In immer den gleichen Bildern! Meist betreffend Großkatzen in Afrika oder jagdbares Wild - Reh, Hirsch etc. in Europa. Auch hier ging es um Effekthascherei – nur halt anders. Junge, ambitionierte Naturfotografen, fast alle weibliche Naturfotografen, fanden das - zusammen mit dem Daktari-Safari-Kram, der diese Fotos umgab - zunehmend uninteressant.
Es ist mir bis heute nicht erklärlich, weshalb es so wenig spannende Action-Fotos von z.B und u.a. „Bienenwolf auf der Jagd“ gibt. (so wie sie von Milan Radisics heuer gezeigt wurden, der ja auch eher der "ästhetisierenden Ecke" zuzuordnen wäre) oder vom täglichen Überlebenskampf in jedem x-beliebigen Schrebergarten. Wo sind diese Bilder? Wieso sind denn gerade diese schönen Schleiereulen Bilder von Karsten Mosebach - völlig zu Recht - ausgezeichnet worden? Das „Paradiesvogel-Projekt“ von Tim Laman? Wieso ist denn ein Ingo Arndt - zu Recht - so erfolgreich? Vielleicht geht es vielen, die über die "Effektfotos" eher unglücklich sind, ja in Wirklichkeit gar nicht darum, uns neue Erkenntnisse der Tierwelt fotografisch/dokumentarisch zu übermitteln? Vielleicht geht es da um die Wettbewerbsplatzierung per se? Gute, als dokumentarisch zu bezeichnende Bilder, die auch einmal etwas Neues zeigen, sind nach wie vor (sehr!) erfolgreich – bei eigentlich allen Wettbewerben und auch am „Bildermarkt“.
Ist das „Meckern“ über die „ästhetisierende Fotografie“ daher nicht auch ein bisschen der „Schwanengesang“ einer Gruppe an Fotografen, die sich halt nicht genug reinhängen, nicht (mehr) innovativ denken wollen, nicht schauen, was eh schon längst früher gemacht wurde, nicht genügend recherchieren, zu wenig Zeit draußen verbringen und und und. Kurz: Von Fotografen, die ihre eigenen Werke, im Kontext was „State of the Art“ ist, schlicht und einfach überschätzen?* Gerne lasse ich mich anhand von fantastischen Foto-Dokumenten, die uns neue Einsichten in die endlosen Facetten der Tierwelt ermöglichen, die es aber nie ans Licht der Öffentlichkeit gebracht haben, vom Gegenteil überzeugen!
Perfekte Tierfotos zu machen ist ein tolles Hobby. Egal wie viel Zeit man hineinsteckt, wieviel Geld oder Energie. Die Erfüllung die man dabei empfinden kann, sollte niemandem genommen werden. Warum muss man immer davon ausgehen, dass man damit bei Wettbewerben vorne mit dabei ist? Und wenn nicht, warum zu jammern beginnen? Ich bin Landschaftsfotograf, sogar beruflich. Seit über 20 Jahren verdiene ich damit meinen Lebensunterhalt. Meine Erfolge bei Fotowettbewerben sind mehr als überschaubar. So what?
Dein Beispiel mit Gepard ist perfekt passend – genau falsch! Das ist schade, weil es nun genau jene auf den Plan ruft, die diesem Missverständnis unterliegen. In dem Bild liegt keine neue Erkenntnis. Das ist genau das Foto, das Anfang der 1990er von jedem Cover gestrahlt hätte. (grobkörniger freilich, nicht ganz sooo knackescharf! Aber dennoch.) Ich würde so ein Foto niemals zustande bekommen. (weil mir beim Betrachten der Szene vor Ort die Kamera aus der Hand fallen würde…) Würde ich es bei einer Jurierung anerkennen? Eher nicht. Wanderfalken beim Beuteschlagen? Groß, mittig, scharf, richtig belichtet? JA bitte! Aber wo ist denn das Foto?! Das wäre doch eine Herausforderung für alle, die perfekt mit den langen Brennweiten umgehen können, gerne ihre Tierfotos in Wettbewerben prämiert sehen wollen und dem Anspruch gerecht werden wollen, uns „neue Erkenntnisse“ zu liefern. Der Aufwand dahinter? Ich will gar nicht dran denken aber ich stünde in erster Reihe, demjenigen Fotografen auf die Schulter zu klopfen. Aber Gepard auf der Jagd? Hatten wir das nicht schon? Sorry, da liegt die Latte doch woanders. **
*Nur um das klarzustellen: Nicht davon, Winnie, trifft aus meiner Sicht auf dich zu. Deine Tierfotografie habe ich immer als innovativ erachtet, die Leistung, über eine so lange Zeitspanne zu den Top Wildlife Fotografen zu zählen, spricht ohnehin für sich.
**Das Schreiben dieser Zeilen entsprang der Tatsache, gerade Zeit zu Verfügung gehabt zu haben, was eher nicht der Regelfall ist. Bitte vorab meine etwaige Nichtteilnahme an der weiteren Diskussion zu entschuldigen – es ist nicht meiner Ignoranz geschuldet, sondern der Tatsache, dass ich diese Debatte schon längst wieder aus den Augen verloren habe…
LG aus Wien Georg

Stefan Betz 12.10.2017 (08:50 Uhr)

Da ja gebeten wurde die Thematik hier zu diskutieren und nicht weiter auf FB - fasse ich mal meine Argumente hier nochmal zusammen.

Wir diskutieren hier über etwas was nicht objektiv messbar ist, sondern über ein Gefühl. Dieses zu äußern ist richtig und sollte auch wertgeschätzt werden. Im Hinterkopf sollte man dabei aus meiner Sicht folgende Dinge immer wieder abrufen, damit wir nicht in eine zwei Fronten Diskussion abdriften, die der Sache nicht dienen würde.

Das hier angesprochene Gefühl steht seit einiger Zeit im Raum und wurde vieler Orts als auch auf der MGV diskutiert. Hierbei zeigte sich im Laufe der Diskussion durch eine Grafik die die Ergebnisse der letzten Jahre auswertete, dass wir eigentlich eher eine gleichmäßige Verteilung in den Bereichen Doku und Kunst haben. Siehe hierzu https://www.gdtfoto.de/gdt-cmsimages/portal_gdt/1011/1011243_w295_1500-mmo66vxo.jpg

Aktuell steht der Vorwurf im Raum, dass die ästhetisierten Naturfotografie bevorzugt wird. Hier wird es meiner Meinung nach kompliziert.

Die Überschrift dieses Blogeintrages passt nämlich meiner Meinung nach nicht zur Kernaussage der Kritiker.
Im Endeffekt werden immer die Jurierung, als auch die Bildauswahl in den Publikationen der GDT kritisiert.

Die Kritik an den Wettbewerben kann ich nicht nachvollziehen und die oben angesprochene Grafik zeigt es doch auch, dass viele Facetten in unseren Wettbewerben abgebildet sind. Ich denke die Wettbewerbe spiegeln immer noch alle Nuancen der Naturfotografie wieder und ich finde da aus meiner Sicht auch Bilder die für mich etwas dokumentieren. Der doch hoch angesehene Fritz Pölkingpreis zeigt dies doch immer wieder.

In dem Blogeintrag oben fällt die Aussage:" Offenbar sind Bildsprache und Bildästhetik dieser Naturfotografen geprägt von eigenen Vorlieben und mangelnder Wertschätzung für Bilder, die in Fotowettbewerben erfolgreich sind, wenn sie nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen." - Die Aussage gilt aber genauso für die Kritiker.

Wertschätzend finde ich die einleitenden Sätze dieses Blogeintrages überhaupt nicht. Nein zwei Personen werden hier mit Namen in einen unglücklichen Zusammenhang gebracht, der so bestimmt nicht gewollt aber unglücklich und unpassend formuliert ist.

Meine Erfahrung ist eine andere. Ich hab in den letzten Jahren immer wieder tolle Fotografen angesprochen, doch mal bei einem RG Treffen vorbei zu schauen. Einige sind davon sind Mitglied geworden oder besuchen die Veranstaltungen immer noch regelmässig. In Rückmeldungen erhält man immer wieder Aussagen die die tolle Atmosshäre, das offene miteinander und den Austausch untereinander.
=> Um das geht es doch - wir sind ein Verein und da geht es erst einmal ums miteinander.
Wer die GDT nur auf Wettbewerbe und Publikationen reduziert übersieht ganz viel - und tut dem Verein auch keinen Gefallen.
Hier sollte die Diskussion ansetzen wie wir uns als Verein, aber auch als Mitglied nach außen besser präsentieren.

In den Regionalgruppen wurden in den letzten Jahren viele tolle Projekte umgesetzt oder sind in der Umsetzung, die einige Fotografen bewegt hat vorbei zu schauen oder sogar in die GDT einzutreten. In diesen Projekten findet genau diese vielfältigen Facetten der GDT und ja noch vielmehr diese "klassische" Naturfotografie., weil wir genau dort Wissen vermitteln wollen. Deshalb verstehe ich diese Überschrift überhaupt nicht. Sie passt einfach nicht.

Desweiteren wird immer wieder die Besetzung der Jury kritisiert. Verfolgt man die Suche nach Juroren, stellt man fest dass es gar nicht so einfach ist Personen zu finden, die das machen wollen. Hier wäre doch genau die Chance für die Kritiker sich zu melden und sich bereit zu erklären einmal mitzuwirken.
Und im Hinblick auf den GNJ sage ich nur, da wird ja auf der MGV von allen Anwesenden die Platzierung ermittelt... - da stellt sich dann die Frage warum dann die Ergebnisse so sind wie sie sind.

Der Blogeintrag greift auf, dass Personen kritisch von außen auf die GDT schauen. Hier möchte hinzufügen, dass es aus meinen Gesprächen weniger die Bilder sind die manche Leute abschrecken, als das Auftreten. Der Artikel bietet Spielraum zu völliger Fehlinterpretation und unterstützt die Meinungsbildung mancher, die der GDT und/oder deren Mitgliedern Überheblichkeit vorwerfen. Man kann hier eine Deutungshoheit hinein lesen, was Naturfotografie ist oder sein soll... - was gute und was schlechte Fotografie ist. Wir sind nur ein Verein, wir sind die Heimat von Menschen die der Naturfotografie nachgehen, eine Sammlung von kreativen Köpfen, die alle ihren individuellen Weg beschreiten, sich dadurch gegenseitig motivieren und bereichern.

Ich wünsch mir bei diesem Thema viel mehr Tiefenentspanntheit. So ist es mir zu polarisierend und zu sehr mit dem Finger auf andere zeigen, nach dem Motto „was ihr macht ist nicht gut“. Es fielen ja auch schon haarsträubende Sätze wie „die machen die Naturfotografie kaputt“. Nein sie wurde bereichert um ein Element – und gerade diese Kreativität hat auch viel Aufmerksamkeit erzeugt, die man dann durch andere Dinge wieder aufgreifen. Genau das hat auch viele junge Fotografen in den Verein gezogen und diese Mischung aus alt und jung, die Mischung aus Fotografen die dokumentieren und kreativ fotografieren (egal welcher Altersklasse) brauchen wir, um den Verein auch am Leben zu erhalten.

Im Verein soll es doch darum gehen, allen einen Platz zu bieten und sich gegenseitig wertzuschätzen und sich gegenseitig zu bereichern. Ich erlebe das in meiner RG, egal ob Anfänger oder Veteran, egal ob dokumentarisch oder kreativ – bei der Bilderschau mit oft über 800 Fotos bekommt jeder seinen Beifall und seine Anerkennung.

Ich würd mich freuen wenn die Kritiker, mal klarer äußern würden was sie sich wünschen. Ich akzeptiere das Gefühl „unter repräsentiert“ zu sein, kann es aber nicht erkennen. Auch würde ich mich freuen, wenn wir weniger mit den Fingern auf andere zeigen, der Schuss könnte doch auch nach hinten losgehen, in den Fingern hat es mich schon gejuckt.

In diesem Sinne, allen gutes Licht und tolle Motive egal wie ihr sie umsetzt.

LG
Stefan Betz (GDT)